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Freitag, 3. Juni 2016

Der Schmerz wird nicht weniger...


Es ist unglaublich wie oft man mit dem Thema „Schwangerschaft“ oder „Baby“ konfrontiert wird. Klar, ich bin dafür nun sensibilisiert und nehme alles wahr, aber die Masse ist doch schon erschreckend.

Am Montag wieder auf der Arbeit angekommen hat Tobi mir erzählt, dass er soeben erfahren hat, dass eine weitere Arbeitskollegin nun schwanger sei. Das tut irgendwie weh, weil Pauline doch da sein sollte bevor wieder eine andere Kollegin vor mir ihr Kind zur Welt bringt… Naja, an für sich kann ich mich ja trotzdem noch für andere freuen, da es ja nichts für Pauline besser machen würde, wenn andere nicht schwanger werden würden. Aber für meine Kollegin kann ich mich nun nicht freuen und zwar aus dem einfachen Grund, dass sie sich selbst nicht freuen kann. Es war nicht geplant und sie wollte gar kein Kind. Sie weiß gar nicht, was sie für ein Glück hat ein Kind zur Welt bringen zu dürfen und sie weiß es nicht zu schätzen. Zudem, wenn man ja nicht schwanger werden möchte, dann weiß man ja, wie man sich davor schützen kann. Tobi sagte mir, dass eine andere Kollegin sie fragt, warum sie denn schwanger sei, wenn sie es doch nicht wollte und ob sie nicht verhütet hätten. Die Antwort darauf ist wirklich unglaublich! „Wir haben nicht verhütet! Bisher hat es auch immer ohne Verhütung geklappt!“ So etwas Naives habe ich selten gehört und es macht mich wütend. Sie ist zwar noch jung (21 oder 22), aber erwachsen genug um die Konsequenzen zu wissen, die eintreffen können, wenn man nicht verhütet. Es tut einfach so weh zu wissen, dass jemand der gar kein Kind wollte, einfach so ein gesundes Kind geschenkt bekommt und wir, die sich nichts sehnlicher gewünscht haben, mussten unsere Pauline gehen lassen. Das Leben ist wirklich nicht fair!

Gestern hatten wir auf der Arbeit nachmittags einen Systemausfall, sodass wir mit ein paar Leuten zusammen gesessen und etwas gequatscht haben. Dann kam ein Kollege dazu, der nun Mitte Juli wieder Opa wird und erzählte von der bevorstehenden Babyparty seiner Tochter. Ich konnte es mir einfach nicht anhören und war auch etwas baff, dass man es einfach so vor mir zur Sprache bringt ohne Rücksichtzu nehmen. Tobi und ich sind damit, dass wir Pauline verloren haben, recht offen umgegangen, sodass jeder eigentlich weiß, welches Schicksal wir haben durchmachen müssen. Ich weiß, dass er dabei scheinbar einfach nicht an mich gedacht hat, aber es ist schon erschreckend wie die Umwelt das so wahrnimmt. Für viele scheint es einfach kein Thema zu sein und denken vielleicht einfach, dass es ja schon lange her ist, aber was sind bitte schon 10 Wochen??? Wir haben unsereüber alles geliebte Pauline verloren, die wir eigentlich unser Leben lang an unserer Seite haben sollten – also was sind 10 Wochen? Ich nehme es ihm nicht übel, aber es verletzt mich sehr… Eine ganz liebe Kollegin hat sich heute morgen bei mir entschuldigt, weil sie erst als ich das Büro gestern verlassen habe, gemerkt hat, dass es einfach ein sehr unangebrachtes Thema ist in meiner Gegenwart… Da kamen mir direkt die Tränen. Zum Einen, weil ich wieder so traurig und verletzt war und zum Anderen aber auch, weil sie sich auch noch Gedanken um meine Pauline und mich macht.

Ich weiß, dass noch sehr viele solcher Situationen auf mich zukommen werden, aber es tut einfach jedes Mal so unendlich weh. Man lernt wohl wirklich einfach mit dem Schmerz umzugehen, auch wenn er nicht weniger wird… Er muss auch nicht weniger werden, denn wir haben unsere Tochter verloren und es ist ganz normal, dass man dann trauert.



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