Freitag, 22. April 2016

Paulines Beisetzung...

Dass ich mich überhaupt mit diesem Thema beschäftigen muss, hätte ich nie gedacht... Es ist das Schlimmste überhaupt, sein eigenes Kind beerdigen zu müssen... Aber ja auch dieser schweren Aufgabe müssen wir uns als Eltern stellen.

Tobi und ich hatten uns schon vor der Geburt Gedanken darüber gemacht, wie unsere kleine Pauline beigesetzt werden soll. Uns war es einfach wichtig, dass wir einen Ort haben, an dem wir trauern können und wo wir wissen, dass sie da ist. Außerdem war es für mich wichtig, dass Pauline zeitnah beigesetzt wird und nicht noch lange aufgebahrt werden muss. Bei dem Termin im Krankenhaus vor der stationären Aufnahme entschieden wir uns also für eine individuelle Bestattung und gegen eine Sammelbestattung.

Bei einer Sammelbestattung kümmert sich das Krankenhaus um die Beisetzung und übernimmt auch sämtliche Kosten dafür. Was mich an einer Sammelbestattung stört ist, dass diese Sammelbestattung meist nur 1 oder 2 mal im Jahr pro Krankenhaus durchgeführt werden und die kleinen Sternenkinder dementsprechend mal sehr lange auf ihre Beerdigung warten müssen. Die Vorstellung, dass meine Pauline vielleicht einige Monate irgendwo aufgebahrt wird, hätte ich nicht ertragen können. Außerdem wollte ich, dass sie ihren eigenen Sarg hat und nicht mit weiteren fremden Babies in einen kommt. Das muss aber jeder für sich entscheiden... Die Eltern bekommen dann, sobald der Termin der Beisetzung feststeht, Post vom Krankenhaus und werden zur Beerdigung eingeladen.

Eine individuelle Beisetzung, so wie wir sie uns für Pauline gewünscht haben, wird vom Elternpaar bzw der Familie selbst organisiert. Pauline liegt nun im Familiengrab von Tobis Opa. Tobis Oma hat sich also viel um die Beisetzung unserer Pauline gekümmert. Sie musste das Familiengrab freigeben und hat somit auch schon direkt für uns einen Bestatter kontaktiert und alles geregelt. Wir mussten nur noch einmal kurz zum Bestattungsinstitut, damit ich meine Unterschrift gebe und Pauline auch aus dem Krankenhaus abgeholt werden darf. Ansonsten gab es gar nicht viel zu regeln... Tobi fragte noch, ob wir uns einen Sarg aussuchen können und die Dame meinte nur, dass es leider keine Auswahl gibt für so kleine Mäuse. Irgendwie finde ich es sehr schade, dass die Möglichkeit nicht besteht, aber andersrum ist es auch gut, dass man sich nicht allzu intensiv mit der Beisetzung an sich auseinander setzen muss. Wir entschieden uns für eine Beisetzung ohne Trauerzug oder dergleichen. Es ist doch so schon alles hart genug. Immer wieder kamen uns die Tränen. Erst als wir wirklich beim Bestatter waren, wurde mir bewusst, was wir da eigentlich machen - uns um die Beerdigung unserer wunderbaren Tochter kümmern... Das ist wirklich unsagbar schmerzhaft. Nachdem wir alles bürokratische erledigt hatten, warteten wir darauf, dass wir einen Termin bekommen für die Beisetzung. Da Ostern anstand, dauert es alles etwas länger, was mir auch zu schaffen machte. Ich wäre froh gewesen, wenn meine Pauline schnell ihren Frieden hätte finden können.
Am 1. April war es dann nun soweit. Tobi und ich standen alleine vor dem Grab und es war ein kleines, tiefes Loch für unsere Pauline ausgehoben... Es war so unbegreiflich, dass unser Kind da nun reingebracht werden würde. Sie gehört doch eigentlich noch in meinen Bauch und nicht unter die Erde! Pauline wurde mit einem Leichenwagen zum Grab vorgefahren, vier Männer stiegen aus. Einer hat den Wagen gefahren, zwei würden Paulines Sarg ins Grab hinablassen und ein Mann begrüßte uns und sprach uns sein Mitleid aus. Er drückte mich sogar und meine Tränen waren einfach nicht mehr zu halten... Ich wollte das alles nicht glauben! Dann sah ich Paulines sehr kleinen, aber wunderschönen Sarg. Es war ein weißer Sarg, dessen Deckel schön nach außen geschwungen war. Der Sarg war so klein, einen so kleinen Sarg hatte ich noch nie sehen müssen. Er war nicht größer als ein DIN A4 Blatt. Pauline musste es darin schön kuschelig haben. Die zwei Männer ließen Pauline unter unserer Beobachtung langsam ins Grab nieder und dann passierte etwas, das wirklich nie passieren darf: der Sarg ist im Schacht gekippt und nach unten gefallen. Ich dachte mein Herz bleibt stehen! Wir konnten es nicht glauben. Wir hatten die ganze Zeit schon wirklich getrauert und es war so schon schmerzhaft genug, aber das war dann zu viel für mich! Wir haben uns fest in den Arm genommen und laut zusammen geweint und weggesehen... Ein Mann versuchte mit einer Schaufel den Sarg wieder gerade zu rücken und nach einer gefühlten Ewigkeit hat er es dann geschafft und die vier Männer sind gegangen. Das war ein Schock! Wir waren im Krankenhaus so vorsichtig gewesen mit unserer Pauline und nun fällt diesen Männern der Sarg einfach in die Gruft - unglaublich! Nun standen wir alleine vor Paulines Grab und weinten ganz hemmungslos. Jeder von uns hatte ihr einen Brief geschrieben, den wir ihr mit ins Grab gaben. Zudem hat sie auch Fotos bekommen, eins von ihr mit Papa, eins von ihr mit Mama und eins von uns drei. Außerdem haben wir jeder noch eine wunderschöne Rose hineingeworfen. Die Beisetzung war um 11Uhr und um 11.30Uhr kam dann noch unsere Familie. Wir drückten uns alle ganz fest und weinten zusammen, sprachen zu Pauline. Sie bekam noch mehr Blumen und auch noch einen Brief mit ihr in Grab. Tobis Mutter hat ihr noch ein paar Bonbons mit ins Grab gegeben. Diese Geste finde ich wunderbar. Sie wollte, dass Pauline wenigstens einmal in ihrem viel zu kurzem Leben Bonbons bekommt...
Der Abschied, vom Grab wegzugehen, war sehr schwer für mich. Ich wollte gar nicht weg. Ich wollte bei Pauline sein. Ich bin so froh, dass ich Tobi habe! Wir geben uns gegenseitig Kraft, aber wir können auch einfach zusammen traurig sein und genau das, war in diesem Moment einfach wichtig...

Der Faux-Pas beim Herablassen von Paulines Sarg ging mir nicht aus dem Kopf. Er beschäftigte mich das ganze Wochenende. Ich machte mir natürlich Sorgen um meine kleinen Pauline... Ich hatte Angst, dass sie das nicht überstanden hatte. Ich rief beim Bestatter an. Ich wollte denen nur mitteilen, wie schlimm das für uns ist und dass so etwas NIE wieder passieren darf. Gutmachen kann das für uns eh niemand... Der Bestatter war sehr nett und entschuldigte sich sofort mehrmals aufrichtig! Ich hatte vor dem Anruf auch Angst, dass es einfach abgestritten wird, weil wir ja 2m vom Grab entfernt standen und er dann behaupten würde, dass wir es doch gar nicht sehen konnten. Aber so war es nicht, er gestand den Fehler ein. Paulines Sarg war einfach so leicht und kippte daher natürlich viel schneller als ein schwerer Sarg eines Erwachsenen. Das ist mir schon klar - trotzdem darf so etwas niemals passieren. Der Bestatter sagte auch, dass sich extra niemand bei uns direkt am Grab noch entschuldigt hat, weil es keiner noch schlimmer machen wollte und dafür bin ich auch dankbar. Ich weiß nicht, wie ich reagiert hätte, wenn sich in der Situation jemand bei uns entschuldigen hätte wollen... Mir ist bewusst, dass es niemand absichtlich gemacht hat, aber es ist einfach passiert. Die für mich wichtigste Frage stellte ich am Ende des Telefonats - nämlich ob Pauline gut eingepackt war oder ob ihr hätte etwas passieren können. Er versicherte mir, dass der kleine Sarg körperbetont für Pauline war und sie noch zu der Decke und dem Schlafsack meiner Schwester auch noch weitere Deckchen mit im Sarg hatte und ihr auf keinen Fall etwas passieren konnte! Das war für mich wichtig zu hören! Seit dem kann ich an die Beisetzung denken ohne sofort an den Sturz des Sargs zu denken.

Wir sind uns sicher, dass sie ihren Frieden gefunden hat, unsere kleine Pauline...

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen