Dienstag, 26. April 2016

Wieder zurück im Büro - ohne Pauline

Pauline kam am 22.03.2016 zur Welt und am 29.03.2016 sind Tobi und ich wieder gemeinsam zur Arbeit gegangen. Das war alles andere als leicht...

Tobi wollte gerne schnell wieder arbeiten, um in den Alltag zurück zu kommen. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte ich auch ruhig noch etwas Zuhause bleiben können. Das soll jetzt nicht falsch rüberkommen, Tobi hat mich bestimmt nicht gezwungen wieder zur Arbeit zu gehen. Wir hatten diese Entscheidung dann letztendlich gemeinsam getroffen. Da wir auch im gleichen Unternehmen arbeiten, wollte ich, dass wir beide dann erst einmal zusammen in einem Büro sitzen, zu zweit, sodass wir einfach die Türen zumachen können und unsere Ruhe haben. Wir sprachen das mit unserem Chef ab, der sehr viel Verständnis zeigte und uns alleine die Handhabung der Situation ließ. Es war wirklich gut, dass wir zu zweit waren, da zwischendurch doch immer wieder alles hoch kam. Das Pauline zur Welt kam war ja auch gerade mal ein paar Tage her... Es war wirklich komisch hier im Büro zu sitzen und ich konnte mich gar nicht auf die Arbeit konzentrieren. Ich las einfach viel im Internet über andere Sternenkinder und dem UTS. Tobi gab mir viel Kraft in der Zeit! Ich blieb dann auch manchmal nur bis mittags, weil es doch alles etwas zu viel für mich war. Zuhause fühlt man sich doch am sichersten und da kann man einfach hemmungslos rauslassen, was auch nach Allem mehr als nötig ist.
Nachdem Tobi dann die erste Woche bei mir im Büro saß, musste er dann doch wieder eine Etage tiefer zurück in sein Büro, weil es zu aufwendig war immer die ganzen Unterlagen hin- und herzuschleppen. Das verstand ich, auch wenn es mir etwas Angst machte, hier dann alleine zu sitzen, aber Tobi war ja nicht weit. Wenn ich ihn brauchte, war er innerhalb einer Minute bei mir!

Tobi und ich gingen mit Pauline recht offen um auf der Arbeit. Wir hatten Anfang März erzählt, dass ich schwanger bin, aber das leider etwas nicht stimmte. Ich wollte mein Baby nicht weiter verstecken, aber ich wollte auch nicht, dass unsere Arbeitskollegen sich alle an die PCs setzen und googlen, was genau das UTS ist, also sagten wir nicht, dass Pauline es hatte. Wir wissen ja leider selbst, dass man schnell schlimme und viele falsche Informationen dazu findet und wir wollten nicht, dass sich jemand ein Urteil über unser Baby erlaubt. Als wir also Ende März wieder auf der Arbeit waren ohne Babybauch war allen wohl klar, dass unsere Pauline es leider nicht geschafft hatte...

Als ich dann so alleine saß, trauten sich die ersten Kollegen und Kolleginnen mir einmal ihr Beileid auszusprechen. Es war so unglaublich traurig von anderen zu hören, dass es ihnen Leid tut, weil mir das nur noch mal zeigte, dass Pauline es tatsächlich nicht geschafft hatte... Viele auf der Arbeit trauten sich aber auch gar nicht mich anzusprechen, was ich auch vollkommen verstehen kann und dann gab es auch tatsächlich welche, die weder von meiner Schwangerschaft noch von Paulines traurigem Schicksal gehört hatten und somit ganz normal mit mir umgingen. Es gab aber auch so unverschämte Leute, die auf einmal zu mir oder auch zu Tobi kamen, nur um zu wissen, was los ist und nicht um ihr Mitleid oder -gefühl zu bekunden. Es waren Kollegen, mit denen man auch vorher kein Wort gesprochen hatte - wieso interessiert sie dann auf einmal, was los ist. Man merkt sehr schnell, wem es Leid tut und wer nur neugierig ist. Im Großen und Ganzen habe ich mich aber auf der Arbeit wohl gefühlt, weil ich halt allermeistens meine Ruhe hatte und die brauchte ich auch. Ich wollte einfach alleine sein, an meine Pauline denken und traurig sein. Die allermeisten im Büro hatten dafür vollstes Verständnis.
Als dann wieder ein paar Tage vergangen waren und Pauline nun inzwischen auch beerdigt wurde, hatte ich das Bedürfnis über Pauline zu reden. Ich wollte, dass auch andere wissen, dass es Pauline gibt und dass sie unsere Tochter ist. Ich habe ein paar sehr nette Mädels im Büro neben mir, mit denen ich auch vorher schon viel über private Sachen geredet habe, und so bin ich an einem ruhigen Nachmittag rüber um von Pauline zu erzählen. Sie hatten mich die ganze Zeit in Ruhe gelassen und mir den Raum gegeben, den ich brauchte. Es tat dann aber gut von Pauline zu erzählen, auch wenn natürlich viele Tränen flossen, aber das ist auch richtig so. Ich habe aus dem Krankenhaus erzählt und auch von der Beerdigung. Ich habe ihnen Paulines wunderschöne Handabdrücke gezeigt und ihnen von unserer Zeit zu dritt erzählt. Es war schön, weil ich einfach auf sehr viel Verständnis gestoßen bin und mir alles von der Seele reden konnte und meinen Gefühlen freien Lauf lassen konnte.
Nach und nach habe ich dann immer wieder ein wenig von Pauline erzählt, auch anderen Kollegen, wenn mir danach war. Ich merke nur, dass ich es gar nicht mag, wenn jemand mich forsch etwas fragt. Ich muss das Gespräch und das Tempo des Gesprächs bestimmen können! Ich freue mich über Fragen, weil es mir zeigt, dass auch andere mehr von Pauline wissen möchten, aber es gibt auch "falsche" Fragen wie zum Beispiel: "Musst du jetzt erstmal warten, bis du wieder schwanger werden kannst?" Die Frage tat mir weh... Die Frage kam aus dem Nichts und hatte nichts mit Pauline zu tun. Sie war einfach fehl am Platz! Sehr sogar... Aber ich bin froh hier auf der Arbeit wirklich 2-3 Leute zu haben, mit denen ich über Pauline so reden kann wie ich es möchte. Ich glaube, dass ich auch ansonsten nicht so einfach hier wieder arbeiten könnte, wenn ich nicht die Möglichkeit hätte über Pauline zu sprechen, wenn ich das Bedürfnis danach habe.
Ja und dann gab es auf der Arbeit natürlich auch noch eine Kollegin, die schwanger ist, 5 Wochen weiter als ich. Ich dachte die ganze Zeit, dass es für mich kein Problem wäre damit umzugehen, aber als ich sie zum ersten Mal wieder sah mit ihrem Babybauch, tat es mir doch unerwartet sehr weh! Ich dachte zuvor, dass es mir nicht wehtut andere Schwangere zu sehen, weil ich es ihnen wirklich gönne, aber es tut doch sehr weh zu sehen, was einem selbst mit Pauline nicht vergönnt war... Die Kollegin hatte ihren letzten Tag am 11.04.2016 und ich wollte sie unbedingt verabschieden. Es fiel mir, aber auch ihr, unglaublich schwer uns gegenüber zu stehen. Wir mussten beide sofort weinen und haben uns fest umarmt. Ich wünsche ihr wirklich vom Herzen her nur das Beste, aber mir habe ich es natürlich auch sehr gewünscht... Nach diesem Tag ging es mir dann erst mal ein Tage wieder etwas schlechter noch als sonst. Das hat mich sehr mitgenommen. Sie war nur 5 Wochen weiter, geht nun in den Mutterschutz (mit Resturlaub und Überstunden) und ich werde hier noch lange weiter sitzen, leider auch noch am 20.08.2016, wenn Pauline eigentlich hätte gesund zur Welt kommen sollen...

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